Kirchen und Klöster

Dass alles Sakrale in der Gegend seit jeher keine unwesentliche Rolle spielt, ist kein Geheimnis. Welche kunstgeschichtlichen Schätze die hiesigen Kirchen und Klöster hüten und in welcher Vielseitigkeit, das dürfte jedoch nur den wenigsten Ortsunkundigen geläufig sein. Da ist die schlichte Kapelle, die sich als Heim einer außergewöhnlich kunstvollen sakralen Figurendarstellung von Weltrang entpuppt. Die Wallfahrtskirche mit faszinierend prunkvollen Altären, mit reichen Stuckaturen und prächtigen Schnitzereien in „schwäbischem Rokoko“. Oder auch das ruhig und idyllisch gelegene Klosterareal … 

Übersicht

Kloster Adelberg, 73099 Adelberg

Nach der Weihung der Kapelle zu Ehren des Augsburger Bischofts Ulrich, ließ Volknand von Staufen 1178 das Kloster errichten. Bereits 1188 wurde neben dem Männerkloster auch ein Frauenkloster errichtet. 1525 brannte während des Bauernkriegs ein Teil des Klosters nieder.

10 Jahre später wurde das Kloster während der Reformation aufgehoben, sodass ein erster evangelischer Abt in das Kloster einziehen und eine protestantische Klosterschule aufbauen konnte. Mit der Neuordnung unter Napoleon wurde das Klosteroberamt aufgehoben und das Kloster wurden dem Oberamt Schorndorf zugeteilt.  

Kirchplatz 5, 73087 Bad Boll

Nach einigen Renovierungen zeigt die Stiftskirche St. Cyriakus in Bad Boll vor allem innen inzwischen wieder das markante Bild der romanischen Pfeilerbasilika mit einem hohen Mittelschiff, niedrigen Seitenschiffen und einer flachen Holzdecke.

Gräfin Berta von Ravenstein aus dem Geschlecht der Staufer stiftete um 1140 die Kirche, die zu den ältesten und bedeutendsten des Landkreises zählt. Erbaut wurde sie auf den Fundamenten eines früheren Gotteshauses, und selbst die Vorgängerkirche war nicht das erste Gotteshaus an diesem Platz, wie Bohrungen ergaben.

Ave Maria 1, 73326 Deggingen

Überregional bekannt als „Stuckwunder“ thront die Wallfahrtskirche Ave Maria über Deggingen. In diesem herausragenden Beispiel des schwäbischen Rokoko verschmelzen Stuck und Vergoldungen zum Gesamtkunstwerk, gekrönt noch von einem fantasievollen Hochaltar, der das Gnadenbild der Muttergottes aus dem 15. Jahrhundert umrahmt.

Die hübsche Kirche mit dem angeschlossenen Kapuzinerkloster in ruhiger, idyllischer Lage ist lange schon ein beliebter Wallfahrtsort, der auch heutzutage von vielen Menschen zum Beten und zur Einkehr aufgesucht wird. Erbaut wurde Ave Maria in den Jahren 1716 bis 1718.

Schlossstraße 2, 73072 Donzdorf

Die erste Gründung der Pfarrkirche St. Martinus wird für das 8. Jahrhundert angenommen. Das heutige Kirchengebäude stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde 1777 völlig umgebaut.

In der Donzdorfer Pfarrkirche sind mit der Gruftkapelle, der Taufkapelle und der Antoniuskapelle drei Kapellen integriert. Besonders erwähnenswert sind die herrlichen Deckengemälde des Kirchenmalers Joseph Wannenmacher sowie zahlreiche historisch interessante Grabmäler der Grafen von Rechberg.

in der Fußgängerzone: Kirchstraße 2, 73312 Geislingen/Steige

Der 63 Meter hohe Turm der großen dreischiffigen Pfeilerbasilika überragt markant die Fachwerkhäuser in der Geislinger Altstadt. Von 1424 bis 1428 errichtet, ist sie ein Werk der Ulmer Münsterbauhütte und ihres Baumeisters Hans Kun.

Der expressive Schnitzaltar von Daniel Mauch von ca. 1510, das figurenreiche Chorgestühl aus der Werkstatt Jörg Syrlins von 1512 und zahlreiche Grabmäler und Totenschilde von Ulmer Patriziern legen wie das gesamte Bauwerk eindrucksvolle Zeugnisse dieser Baukunst ab.

Pfarrstraße 8, 73333 Gingen an der Fils

Die im spätgotischen Stil erbaute evangelische Johanneskirche mit ihrem mächtigen Wehrturm ist das Wahrzeichen der Gemeinde Gingen und ein kunsthistorisches Juwel. Sie beherbergt einen Taufstein aus dem 16. Jahrhundert, sehenswerte Grabsteine und eine aus dem Jahr 1524 Kirchen und Klöster 82 | 83 stammende, erhaltene Kassettendecke.

Noch aus vorreformatorischer Zeit stammt das großformatige Fresko zum Jüngsten Gericht an der Ostwand des Kirchenschiffs. Besonders berühmt ist die Kirche für ihre Türoberschwelle aus dem Jahr 984 mit der ältesten steinernen Kircheninschrift im deutschsprachigen Raum.

Ziegelstraße 2, 73033 Göppingen

Die Oberhofenkirche ist das älteste erhaltene Bauwerk in Göppingen. 1436 außerhalb der Stadtmauern errichtet, baut die spätgotische Hallenkirche auf mehreren Vorgängerbauten auf.

Der Innenraum der Kirche ist eine Schatzkammer der Göppinger Stadtgeschichte: Im südlichen Seitenschiff findet sich etwa die älteste Darstellung der Burg Hohenstaufen. Auch die nahegelegene „Bettelkapelle“ sowie der schöne alte Friedhof mit seinen Gräbern aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert lohnen einen Besuch.

Die große Überraschung für die Archäologen waren Funde, die auf eine romanische Basilika zurück gehen, die um 1220 gebaut worden war. Sie musste 1436, wie die Inschriftentafel beim Hauptportal belegt, auf Veranlassung von Graf Ulrich V. der heutigen gotischen Hallenkirche weichen.

Ein Kirchenführer ist in der Oberhofenkirche zum Preis von 4 € zu erhalten.

Friedhofstraße 8, 73111 Lauterstein

Freiherr Max Emanuel von Rechberg konnte auf seine guten Beziehungen zum bayrischen Hof in München bauen. Beim dortigen Hofbildhauer Franz Ignaz Günther bestellte der Patronatsherr eine Pietà, um die neu erbaute Nenninger Friedhofskapelle auszuschmücken. Im Dezember 1774 wurde die ausdrucksstarke Skulptur Marias mit dem Leichnam des vom Kreuz genommenen Jesus Christus angeliefert. Die aus Lindenholz geschnitzte Figurendarstellung sollte die letzte des Bildhauers sein, der im Juni des Folgejahres verstarb. So ist noch heute am Originalplatz in der kleinen am Ufer der Lauter stehenden Kapelle ein überragendes, handwerklich und künstlerisch anspruchsvolles Werk des späten südwestdeutschen Rokoko zu bewundern.

Mehr Infos: www.pieta-nenningen.de

Kirchstraße, 73117 Wangen-Oberwälden

Der Turm mit dem Chorraum, der heute als Taufkapelle dient, ist übrig geblieben von der Kirche, die im frühen 13. Jahrhundert gebaut und dem heiligen St. Nikolaus geweiht wurde. In diesem stauferzeitlichen Chorturm findet sich ein fast vollständig erhaltener Zyklus frühgotischer Wandmalerei. Die Bilderpredigt zeigt einen Christus als fürbittenden Schmerzensmann und eine Madonna, die unter ihrem ausgebreiteten Mantel Menschen Schutz bietet. Das ursprüngliche Kirchenschiff wurde im 18. Jahrhundert abgebrochen und neu gebaut. Das zuletzt 1996 renovierte Gebäude steht unter Denkmalschutz. Vom beschaulichen Friedhof aus hat man einen wunderbaren Blick in die Landschaft um den Hohenstaufen.

Kirchplatz 1, 73349 Wiesensteig

Die beiden wuchtigen Türme der Stiftskirche St. Cyriakus dominieren das Stadtbild von Wiesensteig. Das Gotteshaus vermittelt neben seiner religiösen Atmosphäre Geschichte und Klassizismus. Den zweitürmigen Bau im gotischen stil ließ 1466 Probst Johann Graf von Werdenberg errichten. 

Beim großen Stadtbrand von 1648 brannte die Kirche völlig aus. 1719 wurde der Chor im stile des Barock neu gestaltet und im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts erhielt das Kirchenschiff sein heutiges Aussehen im Stil des Klassizismus. An der Ausgestaltung war der aus Wiesensteig stammende bayrische Hofbildhauer Johann Baptist Straub beteiligt. Der Neffe Straubs war Franz Xaver Messerschmidt, der Hofbildhauer unter Kaiserin Maria Theresia in Wien wurde.